Montag, 17. September 2007

Informationslücken

Die Art und Weise wie heute gedacht wird, ist geprägt vom Subjektivismus/ Konstruktivismus. Es ist dies die einzig akzeptierte Denkweise. Dadurch wird sie dogmatisch. Über diesen Sachverhalt möchte ich mich äussern und nach Möglichkeit in Austausch kommen. Dazu ein erster Text:

„Die Informationslücke“

Guten Abend meine Damen und Herren,

„Es geht um Sie und um Ihr Gehirn!“ so begrüsst der Moderator, Manfred Spitzer, Neurologe und Psychiater, in der Sendung „geist und gehirn“ des Bayrischen Fernsehens seine Zuschauer. Diese Begrüssung wirkt sehr suggestiv. So würde es auch suggestiv wirken, wenn ich sagte: „Guten Abend meine Damen und Herren: Es geht um Sie und um Ihr Ich.“ Es würde, es müsste suggestiv wirken, wenn ich es Ihnen nicht sagen würde, dass so etwas suggestiv wirkt. Was macht der gewiefte Redner, der geschult ist, die Zuhörer für sich einzunehmen, Ihnen sein Anliegen zu verkaufen. Er benützt bestimmte Tricks, die von den Gehirnforschern, den Neurophysiologen, den postmodernen Pädagogen und Psychologen für die Verkaufspsychologie und das Verkaufsmanagement benützt werden. Sie können diese bei jedem Kauf, sei es ein Auto, ein Küchengerät, eine Hypothek oder eine Versicherungspolice, beobachten. Es gibt eine bestimmte Methode, wie vorgegangen wird, auch wenn ein Telefonanbieter Sie zum Wechsel vom alten Anbieter zum ihm selber, als neuem überreden will. Auch die Politiker machen es so, wenn sie die Bevölkerung vor den Wahlen oder vor einer Abstimmung für eine bestimmte Sache gewinnen wollen. Man nennt dies, wenn man ehrlich ist: Propaganda. Da man aber heute nicht mehr so ehrlich ist, nennt man es Verkaufspsychologie. Es ist ein anderes Wort für dasselbe.

So habe ich aus einer Verkaufsmanagement-Ausbildung ein Script vor mir mit dem Titel: ‚Die Fähigkeit, andere zu faszinieren‘. Im Etymologie-Duden (Herkunftswörterbuch) findet sich folgende Wortherkunft: faszinieren – „entzücken, bezaubern“/ im 18. Jh. aus lat. Fascinare – „beschreien, behexen“ entlehnt, dessen Vorgeschichte nicht eindeutig geklärt ist. Dazu das Substantiv Faszination – „ Bezauberung“ (aus lat. Fascinatio „Beschreiung, Behexung“). Es wird darin geraten, für den potentiellen Kunden im Gespräch über das zu tätigende Geschäft ein Bild oder eine Situation zu entwickeln mit der er sich identifizieren kann. Sehen Sie genau das, was ich jetzt auch versuche. Nur besteht der Unterschied darin, dass ich es Ihnen sage, dass ich es versuche und Sie sich auf Grund meiner Aussage genau kontrollieren können, was mit Ihnen geschieht. Der Verkäufer, der Politiker oder der Fernseh-Moderator tut dies natürlich nicht, denn er ist nicht auf wache Kunden angewiesen, sondern auf solche, die sich faszinieren lassen. Solche, die in gewisser Weise in eine Art von bildhaftem Träumen versinken. Ich dagegen bin auf ein waches Publikum angewiesen, das versucht mitzudenken, das versucht, in der Denkkbewegung und der Gedankenentwicklung mitzugehen und die Sache im Nachhinein zu bewegen und zu prüfen, ob das wirklich stimmt, was der Referent versucht hat, darzustellen.

Wie hängt das zusammen mit uns selbst? Meine Damen und Herren, hier geht es jetzt gemäss der Gehirnforschung um Ihr Gehirn. (Wir werden aber sehen, dass das Gehirn in gewisser Weise bloss das Werkzeug für diese Vorgänge ist, dass aber die Neurophysiologie die Hypothese aufstellt, dass es so ist, wie ich es ihnen jetzt vorerst einmals darstelle.) Warum müssen wir die Denkweise und die Methode der Neurophysiologie und Neuropsychologie kennenlernen? Wenn wir uns nicht ganz in dieses Denken hineinbegeben können, können wir es auch nicht verstehen. So wenig wir einen Menschen verstehen können, wenn wir uns nicht ganz seiner Denkweise und seinem Fühlen öffnen wollen:
Das Eigene muss fremder werden.
Das Fremde muss eigener werden.
Denn tun wir das nicht, dann sind wir voll und ganz von Vorurteilen absorbiert und haben keine Chance, zu verstehen. Die Sprachwissenschaft nennt dieses ,Sich – einlassen – können und wollen‘ auf den Andern oder die andere Denkweise das „principle of charity“. Französisch gibt es dafür den schönen Ausdruck „La confinance des âmes“. The principle of charity: Das Prinzip der Güte, der Milde, der Nächstenliebe. Ohne dieses Prinzip können wir nicht verstehen, können wir nicht vorurteilslos beurteilen. Verurteilen tun wir schon gar nicht, auch wenn wir nachher das Gefühl haben: „Hoppla, jetzt hat mich der aber arg über den Tisch gezogen.“ Wir verurteilen ihn nicht, weil wir selber schuld sind, wenn wir uns übers Ohr hauen lassen.

Sehen Sie, den Verkäufer, den Manager, den Politiker oder den Fernseh-Moderator in seiner Denkweise verstehen wollen, heisst noch lange nicht, dass ich ihm auch recht gebe. Es heisst bloss, dass ich durchschauen will, was sich im Verhältnis von ihm zu mir, im Verhältnis von mir zur Gesellschaft und im Verhältnis von ihm zur Gesellschaft abspielt.

Wovon geht also der aus, der mich faszinieren will? Er geht davon aus, dass in unserem Gehirn der übergeordnete Verhaltensregler, der Faszinationsregler sitzt. Er sitzt im Zwischenhirn, dieser Faszinationsregler sitzt im Zwischenhirn.
Blicken wir kurz in unser Gehirn. Der kanadische Gehirnforscher, Mac Lean, spricht vom dreieinigen Gehirn. Seltsamer Ausdruck für unser Gehirn. Der Begriff dreieinig erinnert uns an den dreieinigen Gott. Es wird wohl nicht so sein, dass der Naturwissenschafter im Gehirn einen Ersatzmythos für die trinitäre Erscheinungsweise Gottes sieht?

Worin besteht also dieses dreieinige Gehirn? Es ist das vorerst einmal der Hirnstamm mit dem verlängerten Rückenmark (medulla oblongata), der Brücke (Pons), dem Cerebellum (Kleinhirn) und dem Mittelhirn. Mac Lean nennt dieses Gehirn das Reptiliengehirn, da es der am wenigsten weit entwickelte Teil des Gehirns ist und als Kontrollzentrum unbewusster, gefühlloser, roboterähnlicher Programme, die dem Reptilienverhalten ähneln, schildert. Dann folgt das Zwischenhirn, welches er als Altsäugergehirn bezeichnet und als den Versuch der Natur, dem Reptiliengehirn eine Denkkappe zu verpassen. Was geschieht denn da?

Das Zwischenhirn umschliesst den Hirnstamm wie einen Saum (Limbus), deswegen wird es auch als ‚limbisches System‘ bezeichnet. Mac Lean nennt es ‚Altsäugergehirn‘. Es ist in der Entwicklung schon weiter vorangeschritten als das Reptiliengehirn. Es verbindet die Informationen, die aus der Aussenwelt verarbeitet werden, mit denjenigen, die aus der Innenwelt des Menschen stammen. Der Mensch ist seiner Organnatur gemäss ein Wesen, das sich gerne wohlfühlt, das sich das Leben gerne bequem und angenehm einrichtet. Wir stecken ja heute in der postmodernen Gesellschaft des Wellness-Zeitalters.
Wenn ich nun als Moderator, Referent, Politiker, Manager, Wissenschafter oder Verkäufer von aussen ein Bild, eine Situation entwerfe, die im Innern auf Zuspruch trifft, dann bestimmt dieser Zuspruch aus der Innenwelt der Bedürfnisse, der Instinkte und Triebe der Organe meine Vorstellungswelt im Grosshirn, dem Neusäugergehirn.

Da haben wir also das dreieinige Gehirn nach Mac Lean: das Reptiliengehirn (verantwortlich für unser Reflex und Instinktverhalten), dann das Altsäugergehirn, dem durch die Verbindung der Aussenwelt mit der Innenwelt das emotionale Erleben des Menschen entspringt und dann das Neusäugergehirn, in dem die Spuren aller unserer Erfahrungen vor- und nachgeburtlich in den sogenannten globalen Speicherkarten gespeichert sind und in Wechselwirkung mit den beiden anderen Gehirnteilen stehen und durch die Emotionen aus der Innenwelt zum Impuls von Vorstellungen werden, die uns für oder gegen das Produkt entscheiden lassen.

Es ergeben sich nun drei mögliche Reaktionen

- Das Angebot gefällt. Es spricht mein Innenleben an. Ich öffne mich. Ich interessiere mich für das Produkt und will mehr wissen. Das ist für den Verkäufer sehr positiv: Seine Identifikation mit dem Produkt kann ihn zu einer fantasievollen Schilderung anspornen, die die Kauflust des Kunden zum Kauf des Produktes steigert. Übertragen sie diese Sache auf die Politik, den Sport, den Referenten, den Manager, den Fernsehmoderator.

- Das Angebot lässt kalt. Der Konsument spürt, dass hier der Verkäufer sein Pflichtprogramm abspult. Es gibt keine Identifikation und kein Interesse. Der Verkäufer brennt nicht für sein Produkt. Nur wer selber brennt, kann andere anzünden.

- Das Angebot wird vom Kunden als gar nichts Besonderes angeschaut. Jetzt kann der Verkäufer, Politiker, Moderator, Referent Gefahr laufen, den Konsumenten überzeugen zu wollen. Es gibt einen Wortwechsel, der sehr unangenehm sein und sogar in Streit ausarten kann, wenn der Verkäufer nicht geschickt die Ablehnung aufnimmt und die Argumente des Konsumenten verstehen will, sich für diese zu interessieren beginnt und durch das Eingehen auf ihn den Faszinationsregler doch noch in positiver Weise beeinflussen kann.

Alles hängt von der Überzeugung des Verkäufers ab, von seiner Begeisterung und vom Bewusstsein des Konsumenten. Denn dieses wäre hier das Zentrale. Der Verkaufspsychologe, die ganze Werbeindustrie versucht gerade die Bewusstseinslage oder besser gesagt die Unbewusstseinslage des Zielpublikums auszunützen. Man versucht das Zielpublikum zu entmündigen, anstatt es als mündig und damit selbständig urteilsfähig anzusprechen.

Wo liegt jetzt das Problem bei diesen ganzen neurologischen Hypothesen und Paradigmen?
Die Paradigmen, von denen Mac Lean nur einer von vielen Vertretern ist [andere sind z. B. die Professoren Edelmann und Tononi (Gehirn und Geist) oder die Chaos – Forscher Briggs und Peat (Die Entdeckung des Chaos), auch Niklas Luhmann (der deutsche Vordenker der Systemtheorie, die aus der Chaos-Theorie hervorgeht) oder Michel Foucault gehen ausgesprochen oder unausgesprochen von dieser Aussage aus], diese Paradigmen also sagen:

„Unser menschliches Gehirn ist gleichsam die Zusammenfassung seiner evolutionären Vergangenheit. Wir sind Erben der Struktur und Organisation dreier grundlegend verschiedener Gehirne, die wie drei miteinander verschaltete biologische Computer funktionieren, wobei jeder seine eigene Subjektivität und Intelligenz, seine eigenen Zeit- und Raumvorstellungen sowie sein eigenes Gedächtnis besitzt.“

Sie sprechen dabei von den reentranten Wechselwirkungen zwischen diesen drei Gehirnarten und den Regionen und Organen in diesen drei Gehirnen. Diese Wechselwirkungen sind ungeheuer komplex. Wenn man sich vorstellt, dass es geschätzte 10 bis 15 Milliarden Gehirnzellen gibt, von denen jede wiederum ungefähr 10'000 synaptische Verbindunguen aufbaut, so kommt es zu 10 bis 20 Billionen von möglichen Verbindungen und Wechselwirkungen, die stets an der Stelle weiterwirken können, wo ihre Tätigkeit vorher unterbrochen wurde, das heisst, dass sie in reentranter Bereitschaft stehen.

Die gängige Wissenschaftstheorie geht nun davon aus, dass aus diesen Wechselwirkungen das menschliche Selbst- und Weltbewusstsein hervorgeht. Unsere Vorstellungen von der eigenen Person und von den Dingen, den Objekten in der Welt, die wir in uns tragen, sind ja nicht sichtbar, sondern sie sind unsichtbar, also geistiger Natur. Wir stülpen diese Vorstellungen über die Dinge der Welt, über Steine, Pflanzen, Tiere, Menschen und alle Dinge und meinen, sie seien so wie sie uns erscheinen. Der Gehirnforscher sagt, dass das die grosse Täuschung sei. Dass das reine Projektionen dieser reentranten Wechselwirkungen zwischen den drei Teilen unserer dreieinigen Gehirns, den Funktionszentren untereinander, den Nervenzellen und den Synapsen unseres motorisch-sensorischen Nervensystems und unseres vegetativen Nervensystems seien. Damit ist gesagt, da Vorstellungen ja geistig sind und niemand sagen kann, wir hätten keine Vorstellungen, dass der Geist aus der Materie entsteht. Damit haben die Gehirnforscher ein Rätsel gelöst, das der ganzen materialistischen Naturwissenschaft ganz übel auf dem Magen lag und mit dem sie sich unendlich schwer getan hat. Denn das Ablehnen des Geistes heisst eigentlich, dass man ihn anerkennt. Man kann ja nichts ablehnen, was es nicht gibt. Das hat schon Hegel ganz deutlich erkannt und dargestellt in seiner Phänomenologie des Geistes, wo er sagt, dass die Negation der Negation in die Affirmation mündet.

Wenn der Gehirnforscher nun das Paradigma aufstellt, dass durch die billionenfachen reentranten Wechselwirkungen in unserem Gehirn und was noch vervielfältigt wird durch die Wechselwirkungen zwischen dem Nervensystem und den Hormonen, Geist und Seele entstehen, dass damit die Vorstellungen von Ich und Welt und damit auch diejenigen vom Geist reine Illusionen seien, so entzieht er dem Menschen seine eigentliche Daseinsgrundlage, nämlich die Wirklichkeit.

Täuschen Sie sich bitte nicht darüber hinweg, was solche Paradigmen für eine Wirkung haben auf unser Alltagsdenken. Denn in den Denkfabriken, den Universitäten wird das Gedankengut geprägt, das in unsere Mittelschulen, Primarschulen und Kindergärten und damit in die ganze Gesellschaft sinkt. Das geschieht durch die Ausbildung der Lehrkräfte, die nach den Paradigmen der Wissenschaft ausgebildet werden. Das geschieht heute durch bestimmte Unterrichtsmodule. Die Menschen werden heute moduliert.

Wenn nun die Systemtheoretiker, zu denen die Gehirnforscher nun einmal auch gehören, davon sprechen, dass der Mensch ein psychisches System ist mit einer innerseelischen subjektiven Realität, das sich die Objekte der Welt nur gemäss seiner Subjektivität vorstellt, ja dass auch sein Ich, das er zwar als innerseelische Realität empfindet, ein blosses Konstrukt seiner Subjektivität sei, das hat dann seine Wirkung. Seine verheerende Wirkung, meine Damen und Herren. Wie soll ich als psychisches System der Welt und den anderen psychischen Systemen Achtung und Fürsorge entgegenbringen, wenn sie ja doch nur in meiner Vorstellung existieren? Wie soll ich Selbstachtung und Selbstbewusstsein aufbauen, wenn mein Ich ein blosses Konstrukt ist? Da tu ich doch einfach, was meine Organe verlangen. Es ist ja eh alles subjektiv und damit relativ, da mein Bewusstsein doch nur Resultat aus den reentranten elektromagnetischen Wechselwirkungen der Neuronenfeuerungen in meinem Gehirn ist.

Wenn wir diese Dinge das erste Mal mit unserem gesunden Menschenverstand hören, dann sagen wir: „Das ist doch ein Riesenblödsinn, was sich diese Wissenschafter da ausdenken. Ich bin so wirklich wie der Laternenpfahl, an dem ich meinen Kopf anschlage, wenn ich nicht aufpasse.“ Das ist zwar berechtigt und gesund, das zu sagen und zu denken. Dennoch ist es naiv. Was vorgedacht wird, fliesst in die Anwendung im Alltag ein: in die Pädagogik, in die Ökonomie, die Ökologie, die Medizin, die Psychologie, die Psychiatrie, in alle Fachbereiche und es wird zu unserem Alltagsdenken. Wie oft zieht man sich aus einer Auseinandersetzung, indem man sagt: Ja, es ist halt alles subjektiv. Prüfen sie sich selbst: Wie oft haben Sie sich schon einer inneren Auseinandersetzung entzogen, indem Sie sich gesagt haben: Ja, es ist halt alles relativ.

Aber gehen wir doch dieser Sache richtig auf den Grund. Was ist damit gewonnen, wenn man alles als subjektiv und relativ bezeichnet? Der Mensch wird entwurzelt. Er wird aller kultureller Werte beraubt. Wo bleibt sein Halt, wenn ihm gesagt wird, wenn ihm mit sozusagen mit der Muttermilch der sozialen Entwicklung eingegeben wird: Alles ist relativ, alles ist subjektiv und die gesellschaftlichen Werte sind halt zufällig so zu dem geworden was sie jetzt in unserer Kultur sind, sie könnten auch ganz anders sein. Dasjenige, was du als Ich, als deine Persönlichkeit empfindest, das ist auch nur eine Vorstellung, eine Illusion. Du bist eigentlich gar keine Person, du stellst dir nur vor, du bist eine Person.

Wenn wir das in uns aufnehmen, dann geschieht etwas. Niklas Luhmann hat es immer wieder gesagt, weil er natürlich die Systemtheorie, seine Systemtheorie ernst nahm und die Welt und sich selber dadurch als reine Illusion, ehrlicherweise, bezeichnen musste, er hat es immer wieder mit Kafka gesagt: Es gibt viel Hoffnung, aber nicht für uns.

Wir müssen uns aber von den Gehirnforschern und Systemtheoretikern nicht blenden lassen, nur weil sie sich tiefer in gewisse Paradigmen hineingearbeitet haben als wir. Denn, wenn wir da etwas genauer hinschauen, liegt diesen Paradigmen eine Denkweise zu Grunde, die vor 200 Jahren die Menschen aufgewühlt hat. Es ist die Denkweise von Immanuel Kant, der in seiner ‚Kritik der reinen Vernunft‘ sagt, dass die Welt unsere Vorstellung sei. Dass die Gegenstände, die Objekte (das uns Entgegengeworfene) nicht erkennbar seien, sondern dass diese nur unsere Vorstellungen seien. Sie, die Dinge an sich, seien nicht erkennbar, denn auf unsere Sinne würden nur die elekromagnetischen Reize, die diese Gegenstände aussenden wirken. Wir würden in unseren Gehirnen diese Reize verarbeiten und dann als das subjektiv erfahrene Ding (wie es für uns ist!!) in die Welt hinausprojizieren. Es ist nichts anderes als das, was heute die postmodernen Gehirnforscher erzählen. Es geht nicht darum diese Forschungsresultate lächerlich zu machen, nein, die wollen wir ernst nehmen und die können den Menschen von grossem Nutzen sein. Nein es geht um die Interpretation dieser Forschungsresultate.

Wir wollen nun diese Sache wirklich genauer durchdenken und uns bemühen, nicht dem Faszinationsregler zu unterliegen. Dieser wird durch die Überzeugungskraft solcher Paradigmen angesprochen. Wir wollen eine Anstrengung erbringen und unsere durch Erziehung und Gesellschaft geprägten Vorstellungen, die so schwer sich verändern lassen in Bewegung versetzen.

Wie verhält sich denn die Aussage, dass die Welt und unser Ich blosse Vorstellungen, Illusionen, Konstrukte seien, die auf Grund reentranter Rückkoppelungssysteme innerhalb und ausserhalb unseres Organismus zustande kommen zu einem wirklichkeitsgemässen Denken?

Wir haben also einen Stuhl vor oder unter uns. Wir können aber von ihm nicht sagen, dass er wirklich ist, denn er ist nur die von ihm über die Vermittlung unserer Sinnesorgane angeregte durch reentrante Wechselwirkung der Gehirnströme in unserem Gehirn zustandegekommene Vorstellung. Auf dem ganzen Weg von aussen in der Welt durch die Sinnesorgane und die Nervenleitungen bis in unser Gehirn ist dieser Gegensand nirgends anzustreffen. Durch die Neuronenfeuerungen in den verschiedenen Gehirnzentren und Ihren Wechselwirkungen entsteht jetzt die Vorstellung ‚Stuhl‘ die wir nach aussen in die Welt projizieren und dann dort als subjektive Wahrnehmung erkennen. Wobei ‚erkennen‘ wohl in Anführungszeichen gesetzt werden muss, denn ‚vorstellen‘ ist angebrachter, da wir das Ding an sich nicht erkennen können, wie es wirklich ist.
So gesehen, wäre eigentlich alles in Ordnung und wir können der Gehirnforschung applaudieren.

Gehen wir die Sache aber nochmals durch, dann müssen wir konsequenter Weise auch unser Auge als Vorstellung, Konstrukt oder Illusion bezeichnen und den Sehnerv auch und unser Gehirn auch, ebenso wie wir die hochwertigen und qualitativ hochstehenden Apparate und die bildgebenden Verfahren [PET (Positronen-Emissionstomografie), MRT (Magnetresonanztomografie) und fMRT (funktionelle Magnetresonanztomografie)], alles alles das wäre nur unsere Vorstellung. Die ganze Welt löst sich auf in Vorstellungen. Vorstellungen, das sagen heute selbst die Gehirnforscher, sind geistiger Natur. Also muss sich alles in Geist auflösen. So passiert etwas sehr sehr Erstaunliches. Der absolute Materialismus löst sich durch den Subjektivismus, Konstruktivismus auf in einen reinen Spiritualismus. Der Materialismus lehnt den Geist ab und verliert sich im Geist. Er relativiert sich selber uns löst sich dadurch auf. (R. Steiner, Philosphie der Freiheit).

Weiter wäre das nicht so schlimm. Aber die Denkweise des Relativismus erlangt heute schon fast religiösen Charakter und ihre Wirkung im Alltag, wo Phrase, Routine und Konvention eine so gewaltige Kraft auf die Entwicklung des Individuums und der Gesellschaft ausüben. Durch die Relativierung aller Werte müssen die Menschenrechte von der Gesellschaft, der Weltgemeinschaft (UNO – Menschenrechtskonvention) von aussen normiert und gesetzt werden. Dem Individuum gibt man keine Möglichkeit, Werte als geistige Gegebenheiten und Wirklichkeiten zu erkennen und danach zu handeln, denn das sind ja blosse Vorstellungen, Konstrukte. Gegen das ‚Von aussen bestimmt werden‘ wehrt sich nun aber wiederum der organbestimmte Mensch. Es kommt zum Konflikt zwischen dem Subjekt und der Gesellschaft, in der die gegenwärtig politisch als gut befundenen Werte Gültigkeit haben und von ihr auch durchgesetzt werden müssen. Dies empfindet das Subjekt wiederum als Bevormundung und wehrt sich dagegen. Das heisst es wehrt sich dagegen, dass es nicht sich selbst bestimmend ein vollwertiges Glied der Gesellschaft sein kann. Was heisst das in Wirklichkeit? In Wirklichkeit heisst das, dass sich der Geist, der fähig ist zur Erkenntnis der Werte der Menschenwürde im Subjekt zu wehren beginnt. Er wehrt sich dagegen, dass man ihn dadurch verneint, dass man ihn als Konstrukt anschaut und damit igoriert und im Unbewussten lässt, wo er unkontrolliert und chaotisch zu wirken beginnt.

Wie entrinnen wir denn dieser Falle? Beachten wir, dass die Beobachtungen der Naturwissenschafter doch sehr genau sind und aus ernsthafter Arbeit resultieren. Es gibt keinen Zweifel daran, die Beobachtungen die unter aufwändigsten Forschungen gemacht werden, sind richtig. Nur ihre Interpretationen sind falsch oder sie greifen zu wenig tief und zu wenig weit.

Wir müssen uns fragen, wie denn überhaupt eine Vorstellung zustande kommt. Dazu müssen wir einen kleinen Exkurs in die Entwicklungspsychologie machen. Das neugeborene Kind hat gemäss den Forschungen die Martin Dornes in seinem Buch „Der kompetente Säugling“ schon ein dumpfes Selbstempfinden. Edelmann/Tononi bezeichnen dieses dumpfe Selbstempfinden als Mentalebene I. Man kann hier noch nicht von wachem Selbsbewusstsein reden, da die Reifung des Säuglingsgehirns noch nicht so weit gediehen ist, dass er sich Vorstellungen bilden kann, was eine Vorbedingung für ein waches, reflexives Bewusstsein ist. Mit dem Tasten, den Reflexausbildungen, dem Kopfheben, Drehen, Rollen, Aufsitzen, Greifen von Gegenständen, Aufstehen, Gehen und Plaudern schult sich der kleine Wicht in seinen sensomotorischen Fähigkeiten. Hier entsteht unter anderem eine Wechselwirkung zwischen der motorischen Koordination und dem Gehirn über das pyramidale Nervensystem. Dornes spricht hier vom primären, sensomotorischen Denken. Der Säugling und das Kleinkind denken sozusagen mit und in den Extremitäten. Über das pyramidale Nervensystem bildet sich ein Teil des Gehirns aus, der zur Grundlage für das Sprechen wird. Das Gehirn des Neugeborenen ist noch fast ganz unberührt, ungeformt. Vergleichen wir es mit einer frisch geschneiten Schneedecke. Durch die Auseinandersetzung mit seinen engsten Bezugspersonen und seiner hochsensiblen Psychomotorik werden erste Spuren in den Schnee getreten. Was sich da im Physischen abspielt ist das Korrelat zu den geistigen Vorgängen, die wir späterhin genauer betrachten wollen. Es ist ja auch zu sagen, dass wir versuchen wollen, die Resultate der naturwissenschaftlichen Forschung zu verstehen und versuchen, sie in einen geistigen Zusammenhang hineinzustellen. Denn tun wir das mit dem modernen Bewusstsein nicht in der Art, so werden wir uns bald eingestehen müssen, dass wir geistige Zusammenhänge bloss glauben und kaum richtig verstehen und deuten können.

Das erste Denken ist also das sensomotorische Denken. Der Mensch hat dies mit den höheren Säugetieren, vor allem mit den Primaten gemeinsam. Die Primaten halten in der Entwicklung bis zu einer gewissen Geschicklichkeit auf der Mentalebene I mit, was die Koordination und das konditionierte Lernen anbelangt. Ein zweiter Schritt in der ontogenetischen Entwicklung (der Entwicklung des Individuums) ist das bildhaft – symbolische Denken, was eine Vorstufe zum Denken auf Grund von Vorstellungen ist, das heute etwa mit 18 Monaten beginnt. Da beginnt das Kind nach dem Spracherwerb von sich als dritte Person zu sprechen und je nach Entwicklungsbeschleunigung bildet es dann die Ich-Vorstellung, das heisst das Subjekt – Objekt - Bewusstsein zwischen dem zweiten und dritten Lebensjahr aus. Heute ist dies eher früher als später der Fall. Wir sprechen ja von einer Akzeleration (Beschleunigung in der körperlichen Reifung der Jugendlichen im Vergleich zu früher) in der Entwicklung des Menschen. Im Verlauf der letzten hundert Jahre hat sich so vieles, so sehr beschleunigt.

Was hier ontogenetisch geschildert ist, spielt sich in der Phylogenese ebenso ab. Die Menschenvorfahren der verschiedenen Stufen entwickelten ebenfalls ein sensomotorischen Bewusstsein, das sich nach und nach in ein bildhaft-symbolisches verwandelte. Die Höhlenzeichnungen der Crô – Magnon Menschen im Dordogne Tal sind grossartige Zeugen vom bildhaft-symbolischen Denken als Übergang zum vorstellungshaften Denken der sich historisch belegen lässt durch das Studium des vorsokratischen Philosophen Pherekydos von Syros (6. Jh. v. Chr.), der noch hinneigt zur bildhaften Symbolik, die dann über Sokrates, Platon ins lebendig begriffliche Denken und dann bei Aristoteles ganz ins genau beobachtende vorstellungshafte Denken hinein verschwindet.

Die Denktätigkeit verinnerlicht sich von den der begreifenden Greif - Motorik der Füsse, Beine, Hände und Arme übers gefühlsmässig, bildhaft – symbolische Wahrnehmen (Mythologien, Sagen, Märchen) zum vorstellungsbewegenden Denken, den Denken auf der Mentalebene II. Das sind unsere zu Vorstellungen geronnenen Erkenntnisse auf Grund von Wahrnehmungen, begleitet von Ereignissen und Erlebnissen, den sogenannten Konnotationen.

Im sensomotorischen, d.h. primären Denken lebt der Mensch träumend-schlafend ganz in der Natur- und in der lebensvollen Naturgesetzlichkeit seiner Erlebniswelt darinnen. Im bildhaft-symbolischen Denken hat er einen traumhaften Abglanz von seinem Erlebnisbereich. Er ist ganz offen, er ist ein einziges offenes Sinnesorgan, in das praktisch ungehindert einströmt, was auf ihn zukommt. Über pädagogische Konsequenzen in Bezug auf diese Erkenntnis müsste gesondert gesprochen werden.
Seinen Eindrücken gemäss formt sich auch das Gehirn. Es ist dies also ein Wechselspiel zwischen dem sensomotorischen Gliedmassen-Denken (dem Greifen und Begreifen) und dem Zentralen Nervensystem, das seine Spuren im Plastizieren des Gehirns hinterlässt.

Dass das Denken ein geistiger Prozess ist, streitet heute selbst die Gehirnforschung nicht mehr ab. Nur ist bei ihr das Denken das Resultat materieller Prozesse. Sie sagt also, dass und wie aus Materie Geist entsteht. Die Beobachtung bestätigt aber genau das Gegenteil, nämlich, dass das Denken als geistiger Prozess in der Natur lebt und sich durch die Gehirnentwicklung verinnerlicht. Der Weg führt von den Gliedmassen zum Gehirn. Der Denkwille inkarniert sich, fleischt sich sozusagen ein. Das heisst, er zieht ins Fleisch ein und wirkt da verhältnisschaffend zwischen den Reizen aus der Aussenwelt und jenen der Innenwelt. Das was er früher beim Säugling unbewusst tat, tritt als Vorstellung ins Bewusstsein. Er selber liegt der Vorstellungsbildung zu Grunde ist ist uns vorerst unbewusst.

Wir können das die Verinnerlichung des Denkens als Tätigkeit nennen. Dies in Abgrenzung zur Ansicht, dass das Denken ein automatisches, sich selbst organisierendes Aneinanderreihen von Vorstellungen sei, durch das unser Bewusstsein zufällig zustande komme und damit relativ und subjektiv sei.

Die Denktätigkeit, die zuerst in den Gliedern schlafend und träumend lebt und über das träumende Bewusstsein zum aufwachenden Bewusstsein ins Gehirn einzieht, ist das primäre Denken. Das Denken auf Grund von Vorstellungen können wir das sekundäre Denken nennen. Es legt sich wie ein Schleier über die Denktätigkeit und diese behält ihren unbewussten Charakter und kann erst im Durchbruch durch das wache Denken in Vorstellungen, als im Durchbruch durch die Mentalebene II als Tätigkeit bewusst werden. Das Bewusstwerden der Denktätigkeit als Wille und als Wahrheitsgefühl, die mein ureigenes geistiges Menschsein ausmachen, können wir als Durchbruch zur Mentalebene III bezeichnen.

Das vorstellungshafte Denken hat in der Tat den Charakter eines Konstruktes, das rein subjektiv geprägt ist. Da stimmen die Beobachtungen der Gehrinforscher mit jenen des Denkers über das Denken überein. Es ist die Ebene, auf der das Denken von den Vorstellungen geführt wird. Es ist die Mentalebene II die Ebene der Verstandes und Gemütsseele. So wie das sensomotorische, unbewusste, primäre Denken zur Mentalebene I gehört, was wir als Empfindungsseele bezeichnen. Der Druchbruch zum Bewusstwerden des primären Denkens zu unserem wirklichen, schaffenden geistigen Ich - bin, im Gegensatz zum vorstellungshaften Ich – bin – es, in dem wir nur ein Abbild dieses schaffenden Geistwesens Mensch haben, wird dadurch erreicht, dass wir beginnen die Vorstellungen durch den Denkwillen zu führen. Das ist der Durchbruch zur Mentalebene III, zur Ebene der Bewusstseinseele. Des Bewusstseins dessen, dass wir als Menschen geistige, ich-tätige Wesen sind, die die Kraft zur Bewusstwerdung in sich tragen und sich selber in einer wirklichen Welt als reale Wesen, sich selbst bestimmende, mündige Wesen empfinden dürfen.

Damit haben wir im Denkwillen das schaffende Prinzip, das Gestaltungsprinzip des Menschen erkannt. Durch ihn können wir in der Aussenwelt die Gesetzmässigkeiten der gewordenen Dinge, der anorganischen und der organischen, erkennen und benennen, ebenso wie wir die Innenwelt der Gefühle, Triebe und Begierden erkennen und benennen können. Dadurch dass wir die Begriffe der Aussen – und Innenwelt erfassen und die Ideen, die darin wirken, erkennen können, sind wir ihnen nicht ausgeliefert. Der Systemtheoretiker bezeichnet unseren Denkwillen als ,das Bewusstsein schaffendes Prinzip‘, das autopoietische Prinzip, das in der Wechselwirkung des Teils mit dem Ganzen und des Ganzen mit dem Teil die Materie aus sich heraus selbsttätig organisiert. Da dieses Prinzip seiner Ansicht nach nicht erkennbar, also transzendent ist, nennt er es ,die Informationslücke‘.

Zur Frage, ob es wirklich nicht möglich sei, die Objekte um uns herum als Wirklichkeiten zu erkennen, ist ein weiterer kleiner Gedankengang nötig:

Damit etwas in unser sinnliches Wahrnehmungsfeld treten kann, muss es aus einer wie auch immer gearteten Substanz, bzw. Stofflichkeit bestehen. Diese kann in keiner Art und Weise ohne eine bestimmte Form, bzw. Gesetzmässigkeit oder Idee auftreten. Diese Gesetzmässigkeit setzt sich in ein dynamisches Verhältnis zur Materie. Da haben wir in allem was überhaupt sein kann diese Dreiheit: Stofflichkeit, Idee, bzw. Gesetzmässigkeit oder Form und Verhältnis.

Wenn wir etwas wahrnehmen, kann es nicht anders als in dieser Dreiheit auftreten. Wir nehmen die Form des Objekts wahr, diese kann unseren Sinnesorganen nur in irgendwie mineralisierter/materialisierter Gestalt entgegenstehen. Wir tasten diese sozusagen durch unsere Sinnesorgane ab. Wir werden nicht erkennen können was für ein Gegenstand uns entgegensteht, wenn wir nicht seine Gesetzmässigkeit erkennen. Denken sie an einen Würfel, einen Salzkristall, ein Glas oder an irgendein beliebiges Objekt. Wir können es nicht erkennen, wenn wir nicht seine ihm innewohnende Gesetzmässigkeit durch den Denkwillen erfassen. Die Gesetzmässigkeit ist mit dem Gegenstand gegeben. Sie ist universell gültig. Auf der ganzen Erde, ja im ganzen Kosmos ist ein Würfel ein Würfel mit seiner Gesetzmässigkeit. Die Frage ist, ob sie von allen Wesen des Kosmos als solche erkannt werden kann. Aber insofern sie als solche erkannt wird, existiert der Würfel auch für dieses Bewusstsein. Die universelle Form, Idee, Gesetzmässigkeit hat sich an der Wahrnehmung des erscheinenden Würfels individualisiert und im erkennenden Menschen ist ein individualisierter Begriff entstanden. Man kann dies auch eine Vorstellung nennen.
Das konstituierende Prinzip also, das der Erscheinung des Würfels zu Grunde liegt ist die Idee oder die Gesetzmässigkeit oder die Form des Würfels. Diese ist geistiger Natur und real gegeben, sonst könnte es keine in der Welt der Materie erscheinende Würfel geben. Damit haben wir die Idee als das konstituierende Prinzip des in der Materie erscheinenden Dinges erfasst. Sie ist das autopoietische Prinzip des erscheinenden Dings. Der Systemtheoretiker sagt von ihm, dass es die Informationslücke sei, denn der Würfel organisiere sich auf Grund der Wechselwirkung der Atome im Atomgitter, am Beispiel des Salzkristalls durch die Na+ und Cl- Ionen auf zufällige Art und Weise aus der Materie heraus.

Wir sehen, dass wir durch den Denkwillen (der individuell ist oder sagen wir ruhig, der ,vom Subjekt ausgehend‘ ist) die Idee, die Gesetzmässigkeit erfassen können, die universell gültig ist. Im Erkenntnisprozess wird uns der Würfel bewusst, im Bewusstwerden wird das Gegebene für uns erst Wirklichkeit. Damit ist aber gezeigt, dass die Wirklichkeit subjekt – allgemein oder individuell – universell ist. Im Erkenntnisprozess haben wir an der Wirklichkeit Anteil, obwohl jeder Mensch seinen individuellen Denkwillen in sich trägt.

So können wir sagen, die Erkenntnis der Idee in der Wirklichkeit ist die wahre Kommunion und die wahre Kommunitkation des Menschen, d.h. in der Ideen-Erkenntnis sind wir mit den anderen Menschen durch die Welt des Geistes verbunden, so wie wir mit der Welt der Materie verbunden sind. Wir stehen im richtigen Verhältnis zur Wirklichkeit.

Die Ideenerkenntnis, die unmittelbare Einsicht in den gesetzmässigen Zusammenhang, ist das Aha – Erlebnis. Es löst in uns die Freude des Erkannthabens aus. Wir erleben uns in der Evidenz als wirkliches Ich in einer wirklichen Welt. Das gibt uns eine innere Haltung, aus der heraus wir der Welt und den Menschen begeistert und voller Hoffnung entgegentreten können. Aus dieser Haltung heraus sind wir mündige Menschen, die der Situation angepasste Lösungen finden können und die nicht von staatswegen kontrolliert werden müssen, ob sie ihre Bürgerpflichten erfüllen oder nicht. Aus der Haltung der Ideenerkenntnis heraus, erkennen wir die Würde des Menschen und verstehen, dass die Uno – Deklaration der Menschenrechte nicht eigentlich eine Norm sein kann, die sich je nach der guten politischen Ordnung verändert. Die Menschenrechte können nur aus der Ideenerkenntnis von Freiheit, Gleichheit und Brüdelichkeit heraus in jedem einzelnen Menschen dauernd verwirklicht werden. Alles was von aussen als Norm und Konvention an den Menschen herangetragen wird, ist so wenig von Dauer wie die Paradigmen der Wissenschaft.

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